Katrin Freisager - Liquid landscape, 2012
Reichen eine vage angedeutete Horizontlinie, ein spiegelnder Streifen und
dunkle Schlieren, um eine Seelandschaft unter einem tief hängenden
Wolkenhimmel herbeizuzaubern? Die Fotokünstlerin Katrin Freisager
führt uns mit ihrer neusten Werkgruppe in den Grenzbereich zwischen
Erleben und Erinnern, Suggestion und Nachbild. Bewusst spielt sie dabei
mit einer Ambivalenz zwischen Fiktion und Realität. Die Landschaften könnten
vor der eigenen Stadtgrenze liegen, und dennoch lassen sie sich nicht lokalisieren.
Der wässerige Streifen beispielsweise wirkt - einer Fata Morgana gleich - eher wie
ein herbeigesehnter, denn wie ein tatsächlich vorhandener See.
Wie die meisten ihrer Fotoserien hat Freisager auch diese im Studio inszeniert.
Und ähnlich wie bei ‹Las Meninas› oder ‹My Sister Never Sleeps› schwingt hier
eine äusserst differenzierte Sensibilität für Farben und Atmosphären mit.
Die wirbelnden Wolken suggerieren ein sich zusammenbrauendes Gewitter. Doch
gleichzeitig zeichnen sie auch Befindlichkeiten nach, Stimmungen, die uns wie
regennasse Haare dunkel und schwer ins Gesicht schlagen. Die auf Erinnerungen
basierenden Aufnahmen weisen nach vorne und in die Vergangenheit, als Matrix, auf
welcher wir uns zwischen Zeiten, Realitäten und Kulturen hin- und herbeamen können.
Text: Claudia Jolles, KUNSTBULLETIN 10/2012
Katrin Freisager · Liquid Landscape, 2012
C-Print Photographs - Diasec
Sizes 90 x 135 cm and variable